Geschichte

Die Arbeiterhäuser an der Haldenstrasse

Wegen der herrschenden Wohnungsnot zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden ganze Quartiere wie die Arbeiterhäuser der «Gesellschaft für Erstellung billiger Wohnhäuser in Langenthal» an der Haldenstrasse. Erbaut wurden sie in den Jahren 1913 und 1914 durch den bekannten Architekten Hector Egger und sind heute nicht mehr komplett im Besitz der «Wohnbaugesellschaft Langeten AG».

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahm die Arbeiterbevölkerung in Langenthal massiv zu. Ausschlaggebend war die rasante Entwicklung und das Wachstum der Industrie, insbesondere der Webereien, der Tuchfabriken und der Porzellanfabrik, sowie die Eröffnung der Langenthal-Jurabahn am 26. Oktober 1907. Gleichzeitig fehlte es an verfügbarem und erschwinglichem Wohnraum, welcher die wachsende Bevölkerung aufnehmen konnte. Aus dieser Not heraus entstand die «Gesellschaft für Erstellung billiger Wohnhäuser in Langenthal». Sie wurde 1906 durch nahmhafte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens von Langenthal gegründet und heisst seit 1990 «Wohnbaugesellschaft Langeten AG».

Die Gesellschaft errichtete bereits 1907 und 1908 die ersten Häuser im Oberfeld und im Kirchenfeld. Die Bauten an der Haldenstrasse entstanden in zwei Etappen 1913/14 und 1919/20. Der Architekt und Bauunternehmer Hector Egger (1880–1956) zeichnete sich für den Bau dieser Etappe verantwortlich.

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Hector Egger war Mitglied des Gründungskomitees der Gesellschaft und plädierte für kleinmassstäbliche Wohnsiedlungen im Grünen, in der Nähe der Arbeitsorte. So baute er in der Nähe der grössten Industrien von Langenthal ganze Quartiere mit Arbeiter- und Angestelltenhäusern. Hector Egger machte sich aber auch einen Namen mit Industriebauten, wo er seine Experimentierfreude mit neuen Techniken ausleben konnte und erstellte über 150 Villen für reiche Industrielle.

Hector Egger stand für die erste Etappe von 30 Wohnungen ein Budget von Fr. 195’000.– zur Verfügung. Die Gebäude sind in Zeilen zusammengefasste Riegelbauten und stehen dicht an der Strasse. Ihre Vorderseiten wirken dadurch sehr städtisch. Auf der Rückseite befinden sich üppige und gut abgeschottete Gärten, die ganz der englischen Tradition verpflichtet sind.

Als der Beschluss gefasst wurde, die Wohnungen zu bauen, bestand eine grosse Nachfrage nach Arbeiterwohnungen. Doch eine konjunkturelle Abschwächung und der Ausbruch des Ersten Weltkriegs liessen die Nachfrage nach Wohnraum sinken. Die Gesellschaft hatte bis 1917 mit Mietzinsausfällen zu kämpfen und hatte Mühe, die Wohnungen zu vermieten. Doch gegen Ende des Weltkrieges drehte sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt wieder in die andere Richtung. Da Baumaterialien extem teuer geworden waren, setzte der private Wohnungsbau fast gänzlich aus. So waren die Wohnungen der Gesellschaft wieder gefragt und es kam 1918 sogar zu einer regelrechten Wohnungsnot in Langenthal. Die Gemeinde musste in der Markthalle und der alten Turnhalle Notwohnungen einrichten.

So beauftragte die Gesellschaft 1919 wiederum Hector Egger, ein Projekt für weitere Arbeiterwohnungen auszuarbeiten. Diese 1919/20 realisierte Etappe besteht aus sechs Einheiten mit 16 Arbeiterwohnungen.

Diese Gebäude sind nicht mehr alle im Besitz der Wohnbaugesellschaft Langeten AG. Zwischen 1985 und 1997 wurden die Gebäude 5 bis 12 veräussert, um andere Bauten der Gesellschaft sanieren zu können. Die Gebäude 1 bis 4 und 13 bis 15 sind bis heute im Portfolio geblieben und wurden 1989 für Fr. 2’000’000 renoviert.