Geschichte

Die Arbeiterhäuser an der Haldenstrasse

1907 ist die «Gesellschaft für Erstellung billiger Wohnhäuser», die heutige Wohnbaugesellschaft Langeten AG, gegründet worden. Damit besteht eine von Anfang an auf privatwirtschaftlicher Basis aufgebaute, gemeinnützige und soziale Institution im Dienste der Bevölkerung und zum Wohle des Gemeinwesens seit mehr als 115 Jahren.

Insgesamt 228 Wohnungen in 43 Mehrfamilienhäusern an verschiedenen Standorten in Langenthal (davon 56 Wohnungen in 10 Mehrfamilienhäusern noch im Bau resp. in Renovation; Stand 31. Dezember 2022) – das ist die heutige Wohnbaugesellschaft Langeten AG, die älteste unter mehreren mit ähnlichen Zweckbestimmungen in Langenthal entstandenen Wohnbau-Gesellschaften oder -Genossenschaften.

Aus der Not geboren

Die Entwicklung verschiedener Industrien in Langenthal – damals standen unter anderem die Eröffnung der Porzellanfabrik und der Langenthal-Jurabahn unmittelbar bevor und die Textil- und Maschinenindustrie war stark am expandieren – liess den Mangel an mittleren und kleineren Wohnungen zu günstigen Preisen zur echten Wohnungsnot werden. Ende Oktober 1906 hatte sich deshalb ein siebenköpfiges Initiativkomitee aus namhaften Langenthaler Persönlichkeiten gebildet, und bereits am 15. Februar 1907 fand die definitive Konstituierung der Aktiengesellschaft unter dem Namen «Gesellschaft für Erstellung billiger Wohnhäuser» und die Einsetzung des ersten Verwaltungsrates und der übrigen Organe statt. Im darauffolgenden März beschloss dann die Gemeindeversammlung der Einwohnergemeinde Langenthal die Zeichnung von Aktien in der Höhe von 10’000 Franken, womit insgesamt 26 Aktionäre mit einem Aktienkapital von total 100’000 Franken den Start der Wohnbaugesellschaft möglich machten.

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42 Wohnungen innert anderthalb Jahren

Das Vorhaben, neue Wohnungen zu erstellen, wurde dann in einem heute fast nicht mehr denkbaren Tempo realisiert. Noch im gleichen Frühjahr wurden im Oberfeld und im Kirchenfeld knapp 80 Aren Land zum Durchschnittspreis von Fr. 1.50 pro Quadratmeter erworben und bereits im Juni 1907 begann man im Oberfeld mit dem Bau von drei Wohnhäusern zu je sechs Wohnungen (im Volksmund «Böhmerwald» genannt). Eine ausserordentliche Generalversammlung beschloss dann im September gleichen Jahres die Erstellung von vier weiteren Häusern mit je sechs Wohnungen im Kirchenfeld. Im Laufe des zweiten Betriebsjahres 1908 hatte die Wohnbaugesellschaft sämtliche 42 Wohnungen bereits vermietet.

Über 200 Wohnungen in 50 Jahren

Die nachfolgenden Zeiten bis über den zweiten Weltkrieg hinaus waren geprägt von stetigem Wohnungsmangel. Bereits 1912 wurden erstmals das Aktienkapital erhöht und 30 neue Wohnungen im Haldenquartier erstellt. 1919 beschloss die Aktionärsversammlung eine Verdoppelung des Aktienkapitals von damals 165’000 auf nunmehr 330’000 Franken und gleichzeitig die Erstellung von weiteren 26 Wohnungen an der Mittelstrasse und im Haldenquartier. Diese wurden auf den 1. Juni 1920 bezogen. Für die an der Generalversammlung im Februar 1930 beschlossenen 24 neuen Wohnungen im Hopferenfeld gingen innert kürzester Zeit nicht weniger als 59 Bewerbungen ein! In den 40er-Jahren entstanden weitere Wohnsiedlungen an der Bleienbachstrasse, am Pappelweg und an der Thunstettenstrasse.

Aber auch von Rückschlägen blieb die Gesellschaft nicht verschont. So waren 1925 insgesamt 44 Wohnungen an der Mittelstrasse und im Haldenquartier zu «tragbaren» Preisen an die damaligen Mieter verkauft worden, wobei das Aktienkapital um 50 Prozent reduziert werden musste.

Im Jahresbericht zur Generalversammlung vom 9. Mai 1957 wird ausführlich Rückblick auf die ersten 50 Jahre Wohnbaugesellschaft Langeten AG gehalten. Bis dahin hatte das Unternehmen insgesamt 210 Wohnungen mit einem Anlagewert von 4,25 Millionen Franken erstellt; das Aktienkapital betrug zu jenem Zeitpunkt 1 Million Franken, verteilt auf insgesamt 72 Aktionäre.

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Konsolidierung und Sanierungen

In den zweiten 50 Jahren der Geschichte der Wohnbaugesellschaft sind logischerweise weniger Neubauten realisiert worden. Dafür gelangten zum Teil recht umfangreiche Sanierungs- und Ergänzungsprojekte an den bestehenden Wohnbauten zur Ausführung. So wurden Ende der 80er-Jahre an der Haldenstrasse mehrere Häuser mit einem Aufwand von über 2 Millionen Franken renoviert und im Jahr 2007 entstanden an der Hopfernstrasse mit einem Aufwand von rund 1 Million Franken anstelle von acht 3-Zimmer-Wohnungen vier neuwertige Maisonette-Wohnungen.

Aber auch neue Wohnungen wurden erstellt, nämlich 1994 am Steinackerweg, wo mit einem Aufwand von über 4 Millionen Franken zwei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 20 Wohnungen gebaut wurden. Dazu hatte die Generalversammlung im Winter 1994 das Aktien­kapital um 490’000 Franken auf nunmehr 2,1 Millionen Franken erhöht. Firmenrechtlich geht auch noch die Generalversammlung aus dem Jahre 1990 in die Geschichte ein. Damals wurden nämlich die veralteten Statuten der AG auf einen modernen Stand gebracht und gleichzeitig die Namensänderung von «Gesellschaft für Erstellung billiger Wohnhäuser» in «Wohnbaugesellschaft Langeten AG» formell beschlossen.

Grösstes Bauvorhaben in der Geschichte

Im Jahr 2013 begannen die ersten Überlegungen für die Überbauung «Pappelhöfe» im Gebiet Hopfernstrasse/Pappelweg/Weststrasse. Nach einer langen Planungsphase erfolgte im Frühjahr 2021 der Baustart. Die «Pappelhöfe» sind das grösste Bauvorhaben in der Geschichte der Wohnbaugesellschaft Langeten AG; dieses umfasst im Wesentlichen drei Elemente: Erstens den Abbruch von vier Häusern mit je vier Wohnungen, deren Ersatz durch vier viergeschossige Mehrfamilienhäuser in Massivbauweise mit je acht Mietwohnungen und einer Einstellhalle mit 65 Plätzen, zweitens die denkmalpflegegerechte Sanierung und Aufwertung von sechs Vierfamilienhäusern (Hopfernstrasse 4, 6, 8, 10, 12, 14) sowie drittens die Ergänzung der bestehenden Überbauung durch drei Langbauten in Holzbauweise mit je vier zweigeschossigen Wohnungen. Somit entstanden auf der identischen Grundfläche aus 40 Altwohnungen total 68 baulich und energetisch zeitgemässe Wohnungen. Die Gesamtbaukosten betragen 25 Millionen Franken.

Im Sommer 2021 erhielt die Wohnbaugesellschaft Langeten AG zudem die Gelegenheit, von einer Erbengemeinschaft das Mehrfamilienhaus an der Farbgasse 46 (sog. «Farbblock» mit 25 Wohnungen aus den frühen 1960er-Jahren) zu vorteilhaften Konditionen zu erwerben.